Museen versuchen zunehmend mit digitalen Formaten Schulen zu erreichen. Für viele Institutionen waren Schüler*innen vor Covid-19 das zentrale Zielpublikum für ihren Bildungsauftrag. Das soll auch während der Pandemie und erschwerten Zugangsmöglichkeiten zum analogen Museumsraum so bleiben. Die Bandbreite digitaler Kulturvermittung und der Kunstvermittlung hat sich dabei während der vergangenen Monate erweitert und umfasst neben aufgezeichneten Videotouren auch buchbare Führungen und Workshops, die live stattfinden. Durch die individuelle Betreuung der Schulgruppen in Echtzeit können viele Stärken personaler Kulturvermittlung ins digitale übersetzt werden. Wir haben für Euch einen Überblick der Angebote zusammengestellt.
Digitale Workshops
Das British Museum hat aufgrund der Covid-19 Pandemie sein Angebot digitaler Workshops stark ausgebaut. Im Oktober 2020 nehmen 900 statt bisher 163 Schüler*innen an den Samsung Virtual Visits teil (Museums+Heritage Advisor 2020). Die Kulturvermittlungs-Workshops finden über die Videokonferenz-Plattform ZOOM statt. Ein*e Expert*in des Museums leitet das Vermittlungsformat live für eine Schulklasse. Aktivitäten umfassen Quizze, Diskussionen und Arbeitsblätter. Auf der Museumswebsite werden alle buchbaren Angebote, der Ablauf und die technischen Voraussetzungen sehr gut beschrieben. Dank einem Sponsoring sind die Formate kostenfrei.

Das Scottish Maritime Museum bietet mit Ship to Shore ein kostenfreies Online-Programm aus dem STEM Bereich an. Teilnehmende erhalten Live-Links zum Vermittlungsteam im Museum und ein digitales Kit mit Informationen, Aktivitäten und Aufgaben.
“We’re thrilled to launch our new ‘Ship to Shore Online Learning Workshops’. (…) We have a well-established education programme at the Museum so it has been a natural and exciting step for us to translate some of our most popular workshops into a live learning experience for schools and support them as they look for new ways to educate during these challenging times.” Claire Munro, Learning and Access Officer at the Scottish Maritime Museum (www.scottishmaritimemuseum.org)

Die National Gallery in London realisiert im Wintersemester 2020/21 alle Schulangebote als digitale Kunstvermittlungs-Formate über ZOOM. Die Angebote für alle Altersgruppen umfassen Thementouren, praktische Workshops oder in-depth sessions (z.B. Myths and Legends, Every Picture Tells a Story, Sculpting stories). Es gibt auch Fomate für Gruppen mit besonderen Bedürfnissen (SEND Special Educational Needs & Disabilities). Für Schulen aus dem United Kingdom sind die Formate frei, für Gruppen aus anderen Ländern fallen Kosten von £75–100 an.

Zum ersten Mal bietet auch das J. Paul Getty Museum virtuelle Kunsterlebnisse über ZOOM an. In den 30- bis 45-minütigen Art Explorations führen zwei Vermittler*innen Bildanalysen und Bildgespräche mit max. 45 Schüler*innen durch. Das Museum stellt Materialien zur Vor- und Nachbereitung bereit.
The Frick Collection bietet ebenfalls online Touren via Zoom an. Vermittler*innen laden Teilnehmende in dem 45-minütigen Format ein, sich mit zwei bis drei Kunstwerken genau auseinanderzusetzen. Die Teilnahme an diesem digitalen Format der Kunstvermittlung ist kostenfrei.
Interaktive virtuelle Workshops können auch im Spy Museum in Washington DC gebucht werden. Die Live-Workshops für bis zu 40 Teilnehmende inkludieren ein PDF-Paket mit Materialen und kosten ab $105 pro Workshop.
Digitale Workshops und Planetarium-Vorführungen für verschiedene Schulstufen sowie Gruppen mit besonderen Bedürfnissen (SEND) bieten auch die Royal Museums Greenwich in London an. Sie werden über Zoom oder Microsoft Teams durchgeführt, dauern 45 Minuten und beinhalten eine Q&A Session.
Das Jewish Museum in London hat für das Wintersemester 2020/21 ebenfalls auf digitale Vermittlung für Schulen umgestellt.
Das Durheim Museum bietet mit wöchentlichen digitalen Learning-Sessions eine Mischform aus passivem und interaktivem Format. Jede Woche gibt es 30-minütige Ausstrahlungen, in denen neben dem Museumspersonal auch externe Expert*innen zu Wort kommen. Lehrende können hier auch Fragen stellen und erhalten ein Informationspaket zur Nachbereitung in der Klasse. In einem Archiv sind vergangenen Episoden (gegen Anmeldung) zugänglich.
Auch das Museum of the City of New York bietet Schulen virutelle Formate an. Die Formate sind 45-60 Min. lang, finden über Zoom statt und kosten $120 für max. 35 Teilnehmende.
Kostenfreie Live-Shows für verschiedene Schulstufen bietet ebenfalls die Barnes Collection an. Eine Live-Session kann dabei bis zu 180 Teilnehmende umfassen. Dadurch wird trotz Live-Format die Dialogmöglichkeit sehr eingeschränkt, ist aber prinzipiell im Verleich zu aufgezeichneten Angeboten der Kunstvermittlung gegeben.
Virtuelle Museumstouren
Das New Children’s Museum in San Diego kombiniert eine aufgezeichnete 25-minütige Rundgänge mit einem Art Kit (enthält Activity Booklet und weitere Materialien) für die Schüler*innen. Lehrende erhalten eine Anleitung, wie sie die Stunde in der Schule gestalten sollen. Das Set ist für $135 zu haben.
Digitale Workshops und Live-Streams können auch im Bakken Museum in Minneapolis absolviert werden. Live-Touren bietet auch das Vanderbilt Museum in NY an. In Finnland haben die Finnish Museums ein Digital Museum gelaunched, in dem ebenfalls Touren gebucht werden können. Das Van Gogh Museum in Amsterdam hat Angebote für Kinder im Homeschooling.

Fazit
Digitale Schulformate lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen:
1. Interaktive Workshops, die für eine Schulklasse live durchgeführt werden. Lehrende und Schüler*innen haben die Möglichkeit mit den Vermittler*innen in Interkation zu treten und Fragen zu stellen. Bei manchen Formaten wird in den Klassenraum übertragen, bei anderen ist jede*r Teilnehmende als Individuum zugeschaltet.
2. Virtuelle Formate, die wie Massenmedien gestreamt werden und sich an eine große Gruppe von Teilnehmenden richten können. Der Stream ist entweder live oder es handelt sich um eine Aufzeichnung. Bei einem Live-Stream besteht prinzipiell die Möglichkeit, sich direkt an die Vermittler*innen zu wenden. Bei einer Aufzeichnung gibt es keinerlei Interaktion und Feedback zwischen Museum und Schule.
Fast alle Formate inkludieren Informationspackes mit Materialien zur Vor- und Nachbereitung sowie Instruktionen zum Ablauf und zur Durchführung. Die Preisgestaltung ist sehr divers: viele Formate sind frei, für einige fallen Kosten von bis zu $140 pro Gruppe an. Geographisch finden sich die meisten Angebote im angloamerikanischen und englischen Raum.

Links
- Bakken Museum, Minneapolis / MN
- Barnes Foundation, Philadelphia / PA
- British Museum, London / UK
- Durham Museum, Omaha / NE
- Finnish Museum – Digital Museum
- Frick Collection, New York / NY
- Jewish Museum, London / UK
- J. Paul Getty Museum, Los Angeles / CA
- Lehrer Online: Das Museum als (virtueller) außerschulischer Lernort
- Museum+Heritage Advisor (2020): British Museum scales up virtual school visits programme after ‘huge demand’
- Museum of the City of New York, New York / NY
- National Gallery, London / UK
- Royal Museums Greenwich, London / UK
- Scottish Maritime Museum, Irvine / UK
- Spy Museum, Washington / DC
- Vanderbilt Museum, Centerport / NY
- The New Children’s Museum, San Diego / CA
- Van Gogh Museum, Amsterdam / NL
- WeAre Teachers: 17 Famous Art Museums You Can Visit from Your Living Room. Art from around the world has never been closer to home
- Young Science: Digitale Angebote internationaler Museen und Institutionen