True Crime im Museum

Das digitale Vermittlungsformat Online-Dialog „True Crime?“ Auf der Spur des Verbrechens des Städel Museums ermöglicht ein spannendes interaktives Vermittlungserlebnis. Zwei Kunstvermittler*innen führen gemeinsam auf der Jagd nach verbrecherischen Szenen und Darstellungen durch das virtuelle Museum.

„Grausam, unheimlich und brutal: Diese Kunstwerke sind alles andere als leichte Kost. Sie zeigen Märtyrer, Szenen tragischer Liebesgeschichten und unheimliche Orte (…) Begeben Sie sich in diesem Online-Dialog an die Orte des Geschehens und machen Sie sich in den Kunstwerken auf die Suche nach Indizien. Stimmen Sie ab, welche Story Sie mehr packt und welche Darstellung für ein wahres Kopfkino sorgt.“

www.staedelmuseum.de

So wie andere virtuelle Angebote des Städel Museums wird auch der Online Dialog nach der Öffnung des Museums fortgesetzt. Eine sehr gute Initiative, die weiterhin den Zugang zu den Inhalten des Museums für Personen ermöglicht, die physisch nicht ins Museum kommen können – sei es aus geographischen oder persönlichen Gründen. Wir haben für Euch an True Crime teilgenommen und sind mit den Vermittlerinnen durch ein paar Jahrhunderte Verbrechensdarstellungen gereist.

Max Liebermann, Simson und Delila, 1902, Städel Museum (CC BY-SA 4.0 Städel Museum, Frankfurt am Main, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de)
Max Liebermann, Simson und Delila, 1902, Städel Museum (CC BY-SA 4.0 Städel Museum, Frankfurt am Main, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de)

Dialog im Zentrum

Die Vermittlerinnen im Online Dialog „True Crime“ stellen abwechselnd Kunstwerke zum Thema Verbrechen vor. Dabei gehen sie sehr herzlich und ungezwungen miteinander um. Die Situation erinnert manchmal an den Podcast Verbrechen der ZEIT, bei dem sich zwei Hosts zu echten Kriminalfällen austauschen.

Die Teilnehmenden werden von den Kunstvermittlerinnen immer wieder aufgefordert in den Dialog einzusteigen – per Audio oder via Chat. Dem kommen die Teilnehmenden sehr gerne und häufig nach. Das liegt sicherlich daran, dass es weniger Überwindung kostet in ein offenes Gespräch einzusteigen, als eine einzelne Person, die eine Führung gibt, zu unterbrechen. Es fällt andererseits auch leichter, sich über die Chatfunktion einzubringen als persönlich mit Audio und Video. Denn die Hemmschwelle, „etwas falsches“ zu sagen – die im Museum viele Führungsteilnehmende vom Interagieren in der Gruppe abhält – ist in der schriftlichen Kommunikation geringer.

Von den Kunstvermittlerinnen wird auch immer wieder freies Assoziieren gefördert: „Wofür steht die Schlange?“ oder „Was fällt ihnen bei der Farbwahl auf?“ Das unterstützt den gemeinsamen Austausch noch mehr. Durch die wiederholte Ansprache der Teilnehmenden kommen jene Personen, deren Teilnahme von kommunikativen und sozialen Motiven geprägt ist, auf jeden Fall auf ihre Kosten.

Insgesamt entwickelt sich ein angenehm offenes Gesprächsklima, das wenig an die einseitigen und hierarchischen Kommunikationsstrukturen erinnert, die bei vielen Kulturvermittlungsveranstaltungen (leider noch immer) vorherrschen.

Stefan Lochner, Die Apostelmartyrien, nach 1435, Städel Museum (CC BY-SA 4.0 Städel Museum, Frankfurt am Main, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de)
Stefan Lochner, Die Apostelmartyrien, nach 1435, Städel Museum (CC BY-SA 4.0 Städel Museum, Frankfurt am Main, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de)

Partizipation

Einladend sind auch die Mentimenter-Umfragen an die Teilnehmenden, welches der besprochenen Kunstwerke für sie eher in eine der thematisierten Subkategorien fällt. Z.B. „Welche Art des Storytellings packt Sie mehr?“ Dadurch wird das Behandelte abschließend reflektiert und ein kleines Partizipationselement eingebracht.

Digitale Sammlung

Zur genaueren Betrachtung nutzen die Kunstvermittlerinnen die digitale Sammlung des Städel Museums. Das ermöglicht das Hineinzommen und damit Erkennen von Details, die bei einer analogen Führung wahrscheinlich nicht wahrnehmbar gewesen wären. Auch Kunstwerke aus anderen Museen können digital zum Vergleich dazugeschaltet werden. So werden die Vorteile des digitalen Raumes perfekt ausgenutzt.

Théodore Géricault, Das Floß der Medusa, 1819, Öl/LW, 491x716 cm, Louvre (Abbildung: Wikipedia)
Théodore Géricault, Das Floß der Medusa, 1819, Öl/LW, 491×716 cm, Louvre (Abbildung: Wikipedia)

Kunsthistorisches Wissen

Die Wissensvermittlung kommt bei all den großen und kleinen Dialogen nicht zu kurz. Kunsthistorische Fakten und Details werden gut aufbereitet und es gibt einen interessanten Exkurs in die Historienmalerei. Somit sind werden auch intellektuelle Bedürfnisse der Teilnehmenden voll gestillt.

Hard Facts

Die Veranstaltung findet jeden 3. Donnerstag im Monat statt und dauert eine Stunde. Sie wird über die Plattform Zoom abgewickelt. Eine kurze Anleitung zur Nutzung von Zoom wird auf der Website des Museums bereitgestellt und nochmals vorab per E-Mail versendet.
Die Kosten für die Führung sind mit Euro 12,- etwas teurer als andere 60-minütige digitale Formate. Aber es fällt im digitalen Raum kein zusätzlicher Museumseintritt an.

Fazit

Der Online-Dialog „True Crime?“ Auf der Spur des Verbrechens des Städel Museums ist ein feines Format der Kunstevermittlung, das die Bedürfnisse nach Interaktion und Wissensvermittlung sehr gut kombiniert. Die Teilnehmenden können sich in verschiedenen Formen einbringen und tun dies auch gerne. Die besprochenen Kunstwerke sind inhaltlich und kunsthistorisch abwechslungsreich ausgewählt und für Expert*innen und Laien gut aufbereitet. Der nächste Termin findet am 16. Juni 2021 statt.

Links

Giovanni Battista Tiepolo, Die Heiligen der Familie Crotta, ca. 1750, Städel Museum (CC BY-SA 4.0 Städel Museum, Frankfurt am Main, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de)
Giovanni Battista Tiepolo, Die Heiligen der Familie Crotta, ca. 1750, Städel Museum (CC BY-SA 4.0 Städel Museum, Frankfurt am Main, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de)

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