Das Virtuelle Migrationsmuseum vermittelt Migrationsgeschichte(n) Deutschlands. Es ist als App bzw. Download für digitale Devices verfügbar und lässt sich auch mit einer VR Brille erkunden. Die Nutzer*innen bewegen sich im virtuellen Raum durch eine Stadt mit verschiedenen Orten. In den einzelnen Gebäuden werden jeweils thematische Schwerpunkte aufgezeigt. Das geschieht in drei Zeitebenen.
Das Virtuelle Migrationsmuseum ist ein Projekt von DOMiD e.V. – Dokumentationszentrum. Es blickt auf eine Entwicklungsgeschichte seit 2013 zurück und ging 2018 online.
Navigation
Im Virtuellen Migrationsmuseum können die User*innen auf einem Stadtplan neun Orte bzw. Gebäude besuchen: Amt, Bahnhofsvorplatz, Bahnhof, Einkaufsstraße, Fabrik, Kulturzentrum, Schule, Wohnheim, Wohnung.

Die Orte gehen jeweils auf ein bestimmtes Thema ein: z.B. Kultur, Bildung, Arbeit, Aktivismus und Widerstand von Migrant*innen, Abschied / Ankunft, Flucht- und Migrationsrouten, Selbstständigkeit, Konsum, pädagogische Konzepte, Rassismus.

In den Gebäuden bzw. an den Orten befinden sich mehrere Vitrinen. Darin führt ein Text in das behandelte Thema ein und dazugehörende Objekte können erkundet werden. Die Nutzer*innen haben so die Möglichkeit über verschiedenen Informationsebenen immer tiefer in einen Themenbereich einzutauchen.
Die Gebäude können auch visuell erkundet werden. Es gibt meist mehrere Räume, in denen ein 360 Grad Blick möglich ist. Hintergrundgeräusche machen den virtuellen Raum realistischer. Über Icons können auch von hier aus die Vitrinen ausgewählt und angesehen werden.

Themen
Die Themen sind vielfältig und decken einen breiten Bereich ab. In gängigen Diskursen zur Migration oftmals in den Hintergrund gerückte Aspekte werden im Virtuellen Migrationsmuseum thematisiert und sichtbar gemacht: z.B. bürokratische Agenden. Denn Migration ist auch stark durch Bürokratie geprägt.
Stempel, Einbürgerungsantrag, Registrierkasse – Wer von einem Ort an einen anderen zieht, muss sich früher oder später mit einer komplexen Bürokratie auseinandersetzen. Ob, wie lange und unter welchen Umständen jemand in Deutschland bleiben darf, hängt zum Beispiel stark von den sich ständig ändernden Gesetzen ab. Im Wartezimmer und im Büro des Amts erfährst Du mehr über verschiedene Formen der Migration, die sich wandelnden Rechte von Migrant*innen und die Erlebnisse „auf dem Amt“. (virtuelles-migrationsmuseum.org)
Vitrinen
Die Themen werden in Vitrinen mittels Einführungstexten, Objekten, Fotografien, Briefen und Zeitzeugen*innenberichten vermittelt. Das schöne: die Einführungstexte sind auch als Audiospur verfügbar. Das erleichtert für User*innen, die auditive vermittelte Information besser verarbeiten können, den Zugang zu den Inhalten.
Zeitebenen
Das Museum vermittelt die Migrationsgeschichte in drei Zeitperioden, zwischen denen die User*innen bei den Einführungstexen in den Orten springen können:
- 1945-1973: Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Deutschland verschiedene Gruppen in Bewegung: Displaced Persons, Evakuierte und Kriegsgefangene, Geflüchtete aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, Arbeitsmigrant*innen.
- 1973-1989: Etwa 3,5 Millionen Arbeitsmigrant*innen entschieden sich, in der BRD zu bleiben und holten ihre Familien nach. Ende der 1980er Jahre zogen verstärkt Aussiedler*innen nach West- und Ostdeutschland.
- 1989-2018: Seit dem Ende der 1990er Jahre führte die Einsicht, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, dazu, dass entsprechende politische Weichen für eine dauerhafte „Integration“ gestellt wurden.
So können Entwicklungen gut nachvollzogen werden oder gezielt einzelne Zeitperioden vertieft erkundet werden.
Glossar
Auf der Website ist ein Glossar mit zentralen Begriffen zum Thema Migration verfügbar. Das erleichtert den inhaltlichen Zugang zum Thema stark – auch unabhängig von der App.
Zugang
Das Museum bzw. die App ist in Deutsch und Englisch für verschiedene Endgeräte verfügbar. Der Download ist einfach. Bei unserem Test machten nur Virenprogramm kleine Probleme bei der Installation. Auch die Navigation im Museum ist simpel und erfolgt fast intuitiv.
Das Museum spricht verschiedene Sinneserfahrungen an: visuell, auditiv und räumlich (bei VR Anwendung).
Die Themen werden in einer verständlichen Sprache vermittelt. Das Glossar auf der Website unterstützt einen Zugang auf der inhaltlichen Ebene.
Fazit
Das virtuelle Migrationsmuseum vermittelt ein sehr relevantes und komplexes Thema auf verständliche und zugängliche Art und Weise. Die User*innen können über mehrere Inhaltsebenen immer tiefer in die Materie eintauchen und diese über Texte, Bildmaterial und Audiospuren erfahren. Die Texte sind durchgängig mit dem Gendersternchen verfasst und inkludieren damit alle Geschlechtsidentitäten.
Das Museum hat den DigAmus Award 2020 gewonnen ist 2021 nominiert für #KULTURGESTALTEN.