Was macht eine Kulturvermittlerin in Berlin? Am liebsten natürlich die ganze Zeit in Museen verbringen! Aber was tun, wenn man – 1. schon öfter hier war, 2. ein kleines Kind dabei hat und 3. die Reisebegleitung nur begrenzt Geduld für stundenlange Ausstellungsbesuche hat? Man geht natürlich trotzdem ins Museum – mit offenen Augen für originelle und kreative Vermittlungsangebote. Einige Highlights wollen wir hier präsentieren.
Die Kunstbastion in der Zitadelle Spandau
Die Renaissancefestung hat viel zu bieten: das älteste Gebäude Berlins (der Juliusturm, mit toller Aussicht!), viel Platz für Ausstellungsräume, archäologische Fenster und sogar einen Fledermauskeller. Aber aus kulturvermittlerischer Sicht begeistert vor allem die Kunstbastion: in Semesterkursen vertiefen Kinder und Jugendliche ihre kreativen Fähigkeiten. Neben einem Mal- und Zeichenatelier gibt es eine Keramikwerkstatt, eine Druckerei für Hoch- und Tiefdruck, ein Videostudio mit Schnittplatz, Computerarbeits- plätze und sogar ein Fotolabor und einen Siebdruckraum.
Die Teilnahme an den Kursen ist kostenlos! Was wir auch sehr schön finden: die Ergebnisse der Workshops werden in der Galerie der Kunstbastion präsentiert, und auch in den Ausstellungsräumen in der Festung entdeckt man hier und da ein Werk der jungen Künstler_innen.
Eine partizipative Eintrittskarte im Gropius Bau
Wer eine Eintrittskarte für den Gropius Bau löst, ist schon mittendrin in der Kunstvermittlung: die Besucher_innen werden angeregt, ihre Lieblingsbilder aus der Ausstellung unter #gropiusbau zu posten. Wie schön, dass hier das Fotografieren nicht nur erlaubt ist, sondern auch dazu ermutigt wird! Wer Glück hat, gewinnt eine Freikarte. Aber auch alle anderen haben gewonnen: das Ausstellungsprogramm entsteht in Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Künstler_innen, was neue Perspektiven möglich macht. Schon der Bau selbst ist spannend: von Martin Gropius im Stil der Renaissance geplant, wurde er 1881 als Kunstgewerbemuseum eröffnet. Die Fußböden, Kuppeln und Stiegengeländer sind schon alleine einen Besuch wert.
Instagram-Wettbewerb im c/o Berlin
Im c/o Berlin wird Fotografie gezeigt – und gemacht: zusammen mit This ain’t art school veranstaltet die Foundation Instagram-Fotowettbewerbe zu den aktuellen Ausstellungen. Es gibt eine Aufgabenstellung („assignment“) – zur Ausstellung „Food for the eyes“ war das etwa : „Take photos of food that aren’t just about food“ – und einen passenden hashtag, hier #storyoffoodassignment, unter dem alle Bilder auf Instagram gesammelt werden. Die Gewinner erhalten einen Ausstellungskatalog und ihre Bilder werden im Foyer präsentiert. Es ist eine sehr zeitgemäße und schöne Art, die Besucher_innen in die Ausstellung einzubinden. Wer selbst kreativ wird, findet einen ganz anderen Zugang zu den ausgestellten Werken. Und wer kein Instagram hat oder sowieso lieber analog fotografiert, kann sich im hauseigenen Fotoaumaten ablichten lassen.
T-Shirts im SMU – Schwules Museum Berlin
Anstatt im Museumsshop hängen die T-Shirts im SMU mitten in der Ausstellung – an Kleiderständern, auf denen die Ausstellungsinhalte präsentiert sind. Dazu gibt es englische Ausstellungstexte auf Hosenbügeln, alles sehr mobil und flexibel (Design: chezweitz). Was Sinn macht – die Ausstellung „Love at First Fight! Queere Bewegungen in Deutschland seit Stonewall“ ist eine Wanderausstellung, die überall auf der Welt gezeigt werden kann und soll. Die Inhalte existieren digital, so kann die Ausstellung überall mit einfachen Mitteln aufgebaut werden. Das ist ein erfrischend anderer Zugang, als die Exponate einfach an die Wand zu hängen. An der Wand gibt es aber auch etwas zu lesen: bei einer partizipativen Station können Besucher_innen ihre Geschichten hinterlassen.
Auch wenn es nicht so geplant war: wir hoffen trotzdem, dass es die Shirts bald im Shop zu kaufen gibt.
Fazit
Es lohnt sich immer, ins Museum zu gehen, auch wenn man nur wenig Zeit hat – es gibt überall neue Ideen für die Kunstvermittlung zu entdecken.