Co-Creation in der Kulturvermittlung

Co-Creation wird im Kulturbereich im Kontext einer Öffnung der Institution und Einbeziehung der Publika sehr oft genannt. Die angeführten Formate reichen von Social-Media Challenges und Wettbewerben bis hin zur Einbeziehung von Besucher*innen in die Entwicklung der Angebote und Bürger*innenberäten.

Doch was genau bedeutet der Begriff Co-Creation? Grundsätzlich ist zu sagen, dass es keine allgemeingültige Definition gibt. Der Begriff Co-Creation stammt aus der Wirtschaft. Dort wird er als die Einbeziehung der Konsument*innen in die Produktgestaltung bzw. -erstellung definiert (Markgraf 2018). Das kann von der Integration von Kund*innenideen in den Produktentstehungsprozess über die Ideenauswahl bis hin zur kund*innenindividuellen Gestaltung gehen.

Ein sehr bekanntes Beispiel ist Lego Ideas. Auf ideas.lego.com können Lego Fans Ideen für neue Produkte einreichen und andere Ideen unterstützen. Ideen, die 10.000 Unterstützungen erhalten, haben die Chance in das LEGO Portfolio aufgenommen zu werden.

Im Kulturbereich hängt die Bedeutung von Co-Creation stark davon ab, aus welcher Perspektive der Begriff genutzt wird. Aus Marketingperspektive geht es vornehmlich um den Ausbau der Publikumsgruppen im Zuge eines strategischen Audience Development. Die eingesetzten Formate finden oft im Raum sozialer Medien statt und umfassen Wettbewerbe und Aufrufe zur Content-Generierung und zum Teilen der Beiträge mittels Hashtag. Das Naturhistorische Museum in London und LEGO haben 2018 gemeinsam eine Konstruktionschallenge mit dem Hashtag #NHMLEGO ausgeschrieben: Schüler*innen wurden aufgefordert neue Lebensformen zu entwickeln und digital zu posten und teilen.

In der Kulturvermittlung meint Co-Creation die gemeinsame Gestaltung von kulturellen Inhalten mit dem Publikum. In einer co-kreativen Partnerschaft können beide Parteien ihre Bedürfnisse und Ziele definieren und arbeiten zusammen um sie zu erreichen (Simon 2010). In ihrer “collaborative journey” (Govier 2009) schaffen Publikum und Institution gemeinsam etwas Neues. Wichtig ist dabei ein Miteinander auf Augenhöhe und das Abgeben von (Mit-)Entscheidungsmacht an die Kooperationspartner*innen.

“If I’m honest, some co-creation projects use the jargon but don’t necessarily serve the audiences we seek to involve. For me that means creating the conditions in which your community helps you to make important, material decisions about the future – whether that’s about the building you run, the exhibition you’re putting on or the experience you’re organising. It is not about ‘doing people a favour’ but it IS about power.” (Ashleigh Hibbins 2021)

Co-kreative Prozesse und Produkte wirken im besten Fall auf die Angebote der Institution und die Institutionsstruktur selbst ein. Dem Konzept der Co-Creation wohnt damit eine kulturpolitische Dimension inne: sie rüttelt an der alleinigen Autorität der kulturellen Institution in der Produktion und Präsentation von kulturellen Inhalten. Langfristig sind die Rückbindung und Verankerung der Institution an bzw. in der Gesellschaft und eine damit verbundene gesellschaftliche Relevanz die angestrebten Ziele.

Voraussetzungen

Damit Co-Creation gelingen kann, braucht es strukturelle und ideelle Voraussetzungen sowie personelle und monetäre Ressourcen:

  • Respekt und Kommunikation auf Augenhöhe
  • Zeit und Geduld
  • Fokus auf Beziehungen und nicht auf Ergebnissen (Hibbins et al 2021)
  • Gemeinsame Projektentwicklung
  • Definition von Regeln, Aufgaben und Entscheidungsprozessen
  • Entschädigung der Projektpartner:innen
  • Offenheit für Neues und Bereitschaft verwundbar zu sein (Hibbins et al 2021)

Beispiele

Fazit

Co-Creation aus Vermittlungsperspektive ist die langfristige und zweiseitige Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen einer Institution mit ihren Communities. Gemeinsam schaffen die Partner etwas Neues, das in die Angebote und/oder die Strukturen der Organisation einwirkt. Co-Creation benötigt Zeit und Ressourcen sowie das Commitment der (gesamten) Organisation.

Literatur

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